Zeitzeugin Frau Büker
(Frau Büker war die Frau des Pastors in Silixen in der Zeit von 1933-1940

 Mein Mann hat auch politische Reden gehalten, als er Pastor war. Er setzte auch den Kirchenvorstand außer Kraft. Er ließ den Kirchenvorstand neu wählen, denn im Vorstand waren nur Nazis.

Der Gottesdienst wurde immer von Leuten „aus der Partei“ überwacht. Wenn ihnen etwas nicht gefiel, schrieben sie es sofort an einen der „höheren Nazis“.

In dem „Stürmerkasten“ (Ausstellungskasten der Nazi-Zeitung „Der Stürmer“) stand, dass sie auch unsere Familie abholen würden, wenn wir weiterhin zu den Juden halten würden.

Zu unseren Nachbarn, der Familie Katz, hatten wir ein sehr gutes Verhältnis. Ihr Haus sollte in der „Reichskristallnacht“ verbrannt werden. Dies geschah jedoch nicht. Die Bewohner sind nach Warschau deportiert worden. Außerdem gab es noch eine andere Familie Katz. Sie hatten fünf Kinder. Die Kinder sind 1939 nach Argentinien ausgewandert.

Das Geschäft wurde in der sogenannten „Reichskristallnacht“ völlig zerstört. Alle Lebensmittel wurden auf die Straße geworfen und zertreten.

1942 bekamen sie die Nachricht, abgeholt zu werden. Wir halfen ihnen die nötigsten Sachen einzupacken. Aber die Nazis schütteten es wieder aus, um zu sehen, ob ein Messer darin versteckt sei.

In der Nacht danach, als sie weggebracht werden sollten, gaben sie uns ihren Schmuck und ihr Geld (3000 RM). Einige Zeit später bekamen wir einen Brief einer jüdischen Familie, in dem wir von dem Geld 1/3 schicken sollten. Dies taten wir. Das restliche Geld verschenkten wir an andere Juden, die gar nichts mehr hatten.

Die Mehrheit der Bürger war auf der Seite der Juden. Als Hitler damit anfing die Juden zu verfolgen, änderte ich sofort meine Meinung über ihn. Erst dachte ich, dass er der richtige Mann wäre, er hat ja auch viele Arbeitsplätze geschaffen. Wir sagte nie „Heil Hitler“, wir sagten immer, wenn uns jemand grüßte: „Angenehm Büker!“

Wir hatten Glück, dass wir nicht abgeholt wurden.

Als die Amerikaner kamen, mussten wir Nazis verstecken und für sie kochen. Es waren ca. 40 Männer. Sie sind auch aus Nachbardörfern gekommen.

Quelle: Realschule Extertal